Ein intelligenter Jungbaum, der zu trockenen Boden meldet, oder eine clevere Mülltonne, die ihren Füllstand vollautomatisch an den Bauhof sendet, das könnte in Bühl mittelfristig Realität werden. Denn die Zwetschgenstadt möchte sich auf den Weg zur smarten City machen. Dabei setzt man mit LoRaWAN auf modernste Funktechnik. Der Begriff steht für „Long Range Wide Area Network" und bezeichnet ein energieeffizientes sowie strahlungsarmes Weitbereichsnetzwerk. „Mit LoRaWAN können wir unkompliziert und kostengünstig Sensoren in Betrieb nehmen. Diese erfassen Positions- oder auch Umweltdaten", erklärt Oberbürgermeister Hubert Schnurr. Der Jungbaum und die Mülltonne sind dabei nur zwei Beispiele aus den, so der OB, „grenzenlosen Anwendungsszenarien dieses Funknetzwerks".
Ein erstes sogenanntes Gateway, die Schnittstelle zwischen der Funkübertragung und dem Server, hat die Stadtverwaltung bereits in Betrieb genommen. „Gemeinsam mit dem Fachbereich Stadtentwicklung – Bauen – Immobilien sowie dem dort angegliederten Bauhof werden wir nun die verschiedenen Möglichkeiten von LoRaWAN erproben und schrittweise auf den Weg bringen", kündigt Schnurr an. Gleichzeitig wird auch den Bürgern ermöglicht, das Funknetzwerk kostenfrei zu nutzen, um eigene Anwendungen entwickeln zu können. „Nur wenige Minuten nach einer kostenfreien Registrierung auf TheThingsNetwork.org können bereits die ersten eigenen Sensoren spielend einfach registriert werden. Die Daten können anschließend verschlüsselt auf das Smartphone übertragen werden“, erklärt Eduard Itrich, der städtische Digitalisierungsbeauftragte. Zusätzlich ist geplant, im kommenden Jahr erste Workshops anzubieten, „um mit interessierten Bürgern gemeinsam eigene Lösungen zu entwickeln“, so Itrich weiter.
Mit dem Gateway hat die Stadt Bühl einen ersten Grundstein für eine Smart-City-Infrastruktur geschaffen. „Diese darf aber nicht an den Gemarkungsgrenzen aufhören", betont OB Schnurr. Der Rathauschef denkt vielmehr an eine smarte Region. Deshalb möchte man, sobald Versammlungen dieser Größenordnung wieder erlaubt sind, die insgesamt 56 umliegende Kommunen einladen, um ihnen die Funktechnik und deren unzähligen Möglichkeiten näherzubringen.
Bei der Digitalisierung ist es der Rathausspitze zudem ein besonderes Anliegen, alle Mitarbeiter mitzunehmen. „Die Digitalisierung darf nicht zum reinen Selbstzweck werden, sondern soll eine wirkliche Unterstützung in der täglichen Arbeit sein. Deshalb ist uns die breite Mitwirkung sowie Expertise aller Beteiligten besonders wichtig", sagt Bürgermeister Wolfgang Jokerst. In einem ersten Schritt wurden deshalb im Januar und Februar 22 Mitarbeiter in einer zweitägigen Fortbildung zu Multiplikatoren ausgebildet.