17. Meeting: TTN/LoRa Berlin ist zurück

Christian Hammel

The Things Network User

Posted on 09-09-2024

17. Meeting: TTN/LoRa Berlin ist zurück
Das letzte Meeting mit echten Anwesenden war noch vor Corona. Corona hat die Community mit Online-Meetings gut überstanden, aber seitdem war es doch sehr ruhig. Ob Tiefschlaf Dauerzustand bleiben soll, war die Kernfrage des 17. Meetings. Diesmal wieder physisch im Seminarraum und auf der Terrasse der Technologiestiftung. Gekommen sind wie bei den letzten 16 Meetings auch um die 20 Personen. Rund 2/3 davon aus dem bisherigen Kreis und rund 1/3 neu hinzugestoßene.
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Vom Prototyping im Community-TTN zum Regelbetrieb oder zum Produkt
Die erste Keynote „Wie man mit einer Schranke LoRaWAN spricht“, zeigte an mehreren Beispielen, unterhaltsam aus dem echten Leben, welche Schwierigkeiten auftauchen, wenn Projekte so gut sind, dass ein Regelbetrieb oder gar eine Kommerzialisierung in Frage kommt: Netzabdeckung und Kosten.
Wir sahen einen Vergleich zwischen den in Berlin zur Verfügung stehenden öffentlichen Netzen. Das sind im Moment im wesentlichen Community-TTN, Helium und NB-IoT (Mobilfunk). Community-TTN ist im „fair use“-Rahmen kostenlos und hat eine Abdeckung, die zum Prototyping in Berlin immerhin nutzbar ist. Die beiden anderen haben eine Abdeckung in der Fläche, sind aber kostenpflichtig für diejenigen, die Daten transportiert haben wollen. Die beiden LoRaWAN-Netze kann man durch eigene Gateways erweitern und sich damit auch selbst Netz verschaffen, Mobilfunk sieht das nicht vor.
Wer gut laufende prototypische Anwendungen skalieren will, dem entstehen Kosten. Da diese für eine Infrastruktur, deren Instandhaltung und einen 24/7-Betrieb auch wirklich anfallen, ist das weder kritikabel noch verwundert es. Beim Anschluss an bestehende Netze sind sie durch die Gebühren gedeckt. Beim Aufbau eines privaten Netzes sind sie selbst zu tragen. Das private Netz transportiert Daten dann aber auch nur zwischen den eigenen Geräten. Dafür kann man die Profi-Variante der Netzwerksoftware von TTI (das ist die niederländische Firma, die die Kosten für den „fair use“ im Community-TTN trägt und auch die Software dafür entwickelt hat) sogar kostenlos nutzen, denn TTI stellt sie open source zur Verfügung.
Spätestens bei mobilen Anwendungen wird man aber schnell ein peering, den Datenaustausch mit anderen Netzen, benötigen. Und ohne überhaupt über peering-Gebühren gesprochen zu haben, verursacht allein die technische Möglichkeit zum peering erhebliche Kosten. Man braucht nämlich eine Netzwerk-ID. Die bekommt man, wenn man für sehr viel Geld Mitglied der LoRaWAN-Alliance wird oder sie bei einem von deren Mitgliedern mietet. Es stehen mindestens Summen im niederen fünfstelligen Bereich in Rede, je nach Zahl der angeschlossenen Geräte können sie auch sechsstellig werden. Dass auch die Preise für viele Elektronik-Komponenten explodiert sind, wenn sie überhaupt lieferbar sind, kann Businesspläne zusätzlich schnell über den Haufen werfen. Beim Stromverbrauch ist LoRaWAN nach wie vor kaum zu toppen. Dem steht systembedingt eine gewisse Behäbigkeit gegenüber, die Anwendungen in quasi-Echtzeit zumindest erschwert.
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Das gemeinsame LoRaWAN-Netz Berlins
Die zweite Keynote informierte über das im Aufbau befindliche gemeinsame LoRaWAN-Netz des Landes oder genauer der landeseigenen Unternehmen. Dazu gehören die im InfraLab zusammenarbeitenden Infrastrukturunternehmen und einige Wohnungsunternehmen und Behörden.
Die meisten Infrastrukturunternehmen wirken seit Jahren in der TTN-Community mit und haben TTN bisher vor allem für Ausbildungszwecke und für Technologieevaluationen genutzt. Etliche der Protagonisten sind KRITIS-Unternehmen. Deshalb hat man sich dazu entschlossen, ein privates Netz aufzubauen, nur die eigenen Daten zu transportieren und nicht sicherheitskritische Daten über die open data – Strukturen des Landes der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, statt Dritten eine direkte Netznutzung zu ermöglichen. Damit die erheblichen Ausgaben für ein solches Netz nicht mehrfach anfallen und um eine weitgehende Flächendeckung zu erreichen, hat der Senat seine Unternehmen und erste Behörden darauf orientiert, das Netz als gemeinsames Netz zu bauen. Sobald das Netz verfügbar ist, wird der Senat auch darauf dringen, dass bei IoT-Beschaffungen die Nutzung dieses Netzes vorgesehen wird. Die Ankündigung der CDO ist noch etwas ausführlicher. Fr. Dr. Buß von der Senatskanzlei, der wir für die keynote danken, wies außerdem auf eine Veranstaltung des Infralab am 24.09., in der das Netz von den künftigen Betreibern selbst vorgestellt wird.
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Community-foo oder: Brauchen und wollen wir TTN Berlin noch? (FAZIT der Diskussion)
Community-TTN ist nach wie vor für Bildungsangebote-, Prototyping und Experimente gut geeignet und mindestens für Einsteiger wohl auch das Angebot der Wahl, da es nur hier eine Community gibt. Ob nun persönlich in Berlin oder in Strukturen wie dem Forum in den Niederlanden. Wirklich gemeinschaftliche Projekte außer dem Auf- bzw. Ausbau des Netzes durch Gewinnung weiterer Mitglieder hat die Community bisher nicht betrieben und in der Zeit des Tiefschlafes sind dazu auch keine neuen Ideen oder Bedürfnisse bekannt geworden.
Bilaterale Aktivitäten zwischen Mitgliedern gab es allerdings und diesen hat das Networking nach den Meetings geholfen. Danach besteht auch weiterhin ein Bedürfnis. Community-TTN finden alle nach wie vor toll, sonst wären sie nicht gekommen. Was die niederländischen Initiatoren angeschoben haben und bis heute sponsoren, verdient immer noch Respekt und hat weiterhin seine Berechtigung.
Gleichzeitig hat sich aber auch das Umfeld weiterentwickelt: Kryptohype und Gier haben ein weiteres LoRaWAN-Netzwerk entstehen lassen, dessen Abdeckung zumindest auf Berliner Stadtgebiet unser Community-Netz deutlich übertrifft, und auch NB-IoT ist mindestens eine Größenordnung billiger geworden. Auch nichtkommerzielle Ansätze haben also inzwischen Alternativen. Nur dass diese eben keine Communities haben. Außerdem sind rund um das Funkverfahren LoRa auch ganz neue Anwendungen ohne LoRaWAN-Protokoll entstanden, z.B. meshtastic.
Die Anwesenden haben sich deshalb relativ schnell verständigt, dass sie eine Weiterführung der TTN Berlin – Community in Form von ein bis zwei Treffen pro Jahr für sinnvoll halten, aber dabei kleinere Änderungen der Ausrichtung vornehmen möchten:
1.
Die Berliner TTN-Community ist außer als TTN-Community offen für alle weiteren Aktivitäten, die in Berlin mit LoRa, LoRaWAN, meshtastic und bei Bedarf auch mit weiteren LPWAN-Technologien zu tun haben. Sie tritt deshalb auch explizit als TTN/LoRa-Community auf.
2.
Die Community hat erhebliche Überschneidungen mit ersten Anfängen einer Berliner Communitybildung zum Thema meshtastic und versucht, diese zusammenzuführen. Es wurde Bedarf geäußert einen meshtastic-„Basteltag“ durchzuführen. Ein anwesendes c-base-Mitglied wird klären, ob dazu die c-base genutzt werden kann. Die Technologiestiftung wird prüfen, was sie an Leihmaterialien aus ihren Hackingboxen zur Verfügung stellen kann, damit diese nicht gesondert angeschafft werden müssen.
3.
Die Technologiestiftung hostet wieder ein bis zwei Meetings pro Jahr. Sie kann und will aber nicht auch noch sämtliche Themen alleine einbringen.
4.
Die Community ist gerne weiterhin Ansprechpartner für Einsteiger. Dafür sind deutlich mehr Mitglieder erforderlich, die als „core team“ auf der Website sichtbarer werden. Erste Zusagen wurden gemacht.